Rückfall. Roman. (2007)

Ulrich Horstmann, nicht zu verwechseln mit seinem gleichnamigen Erfinder, ist von der Rolle. Verknüpfungswahn, diagnostiziert die Psychiatrie und zieht den Hochschullehrer aus dem akademischen Verkehr. Macht nichts, denn der Zwangspensionär hat anderweitig noch ein Hühnchen zu rupfen, mit seinem Urgroßvater nämlich, der 1887 verwitwet und unter Hinterlassung von vier kleinen Kindern aus der Weltgeschichte verschwunden […]

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Hoffnungsträger. Späte Aphorismen und ein Entlassungspapier aus dem Dreißigjährigen Krieg. (2006)

Bodenständig und Ortswechseln abhold kann man aus zwei ganz unvereinbaren Gründen sein: aus bornierter Bequemlichkeit oder aus Xenophilie. Die zweite Gruppe reist allein deshalb nicht ab, weil sie zu Hause immer schon im Ausland ist. * Zum Schinkenklopfen. „For the benefit of mankind“ segnete der Wissenschaftsprophet Francis Bacon ab. Sprach’s und verschied über einem ausgenommenen […]

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Einwurf. Ansichten eines Spielballs. Rede über das Ausgeliefertsein und seine Hirngespinste. (2005)

Trauen Sie Ihren Augen nicht! Was hier in Schlips und Kragen vor Sie hintritt, ist ein Landsknecht. Frisch aus seinem Dreißigjährigen Krieg: 1973-2003. Oder vielmehr ziemlich unfrisch; zusammengehauen und ausgeblutet. Ein Söldner-Wrack, um ehrlich zu sein, dem man seinen Westfälischen Frieden mit der Welt nicht mehr aufzwingen und diktieren muß, sondern das blindlings alles unterschreibt, […]

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Anatomie Aaron. Heiner Müllers Totentanz und Negerkuss. Ein Krauskopfkommentar. (2003)

Ist Heiner Müller, grobmotorischer Abschminker des Rouge der Revolutionen und leidenschaftlicher Demaskierer ideologischer Gesundbeterei, eigentlich selbst durchschaubar? Viele kritische Stimmen zum Werk, die Müllers vorneweg, haben das geleugnet. Wer zur Prosa auf Distanz geht, weil er dort „ganz allein“ sei und „sich nicht verstecken“[1] könne, wer den Schreibvorgang des Dramatikers als „Verschweigen […] oder Maskieren […]

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Das diskreditierte Schöne oder Die Verhäßlichung der Theorie. Über den Gesichtsverlust der Sprache, den Hass auf den Künstler und die Unbelehrbarkeit einer neuen Scholastik. (2003)

„Der Geist“, hat ihm Jacob Burckhardt ins Poesiealbum geschrieben, „ist ein Wühler“, und als solcher waltet er seines Amtes und untergräbt die Gemeinplätze unseres Alltagsverstandes. Dabei erweist sich der Sonnenaufgang als planetarische Rolle rückwärts, der feste Boden als Riesenschlacke auf ver-Wegener Reise zurück in die Subduktionszonen und der Alleebaum, an dem die Nobelpreisträger-Karosse zerschellt, als […]

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Philip Larkin oder Die Wehrlosigkeit der Poesie (2002)

Als man den schon arrivierten Philip Larkin (1922-1985) einmal bat, sich selbst zu beschreiben, erledigte er das mit den Worten „a balding salmon“ (zit. nach Phillips 1989: 33). Diese treffsichere Karikatur als ‚glatziler Lachs‘ verdeutlicht nicht nur das gerüttelt Maß an Humor und Selbstironie, über das der angebliche Monomane der Trostlosigkeit verfügte, sondern verrät dem, […]

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Lexikonartikel Philip Larkin (2002)

Philip Larkin (9.9.1922 – 2.12.1985) Daß Philip Larkin nach Auskunft seiner Biographen in der ersten Lebenshälfte ein schwerer Stotterer war, ginge niemanden etwas an, wenn seine literarische Karriere und sein Arbeitsstil nicht durchaus vergleichbare Eigenheiten aufwiesen. Stotternd nämlich betritt er die Bühne, nimmt mit Jill (1946) und A Girl in Winter (1947) zwei Anläufe, um […]

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Buschmann. Erzählung. (2002)

Als ich aus der gekachelten Passage auf die Plattform trete, bin ich auch schon im Bilde. Der Sehnerv registriert: den Strang, sein penibel verdrecktes Betonbett, die überwölbte Starkstromschiene, hinterrücks Werbung. Der Blick wandert über die Handvoll Spätheimkehrer, abgekämpft, ausgefeiert, wechselgeschichtet, die so fallsüchtig dastehen, als rollte jedem gleich sein Radlager herein. Ich sehe die elektronische […]

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The Marvell Larkin Marvel oder die Geburt der Poesie aus dem Sprachfehler (2001)

Daß Philip Larkin nach übereinstimmender Auskunft seiner Biographen in der ersten Lebenshälfte ein schwerer Stotterer war, ginge niemanden etwas an, wenn seine literarische Karriere und sein Arbeitsstil nicht genau dieselbe Anomalie aufwiesen. Stotternd nämlich betritt er die Bühne, nimmt mit Jill (1946) und A Girl in Winter (1947) zwei Anläufe, um sich wie sein Freund […]

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Hai Teck und Kabel-Jau Eine Computerschelte. (1997)

In meinem Leben spielt der Computer keine Rolle. Wir koexistieren sozusagen binär, er mit seinem geschlitzten Plastik-Harnisch in Hochglanzanzeigen und ich hinter der ausgestreckten Zunge, die den Finger anfeuchtet, mit dem ich umblättere. Wie man hört, hat ihn der Hai Teck, diese verhaltensgestörte Wiedergeburt des Butt, irgendwo in Kalifornien an Land gesetzt, und zwar auf […]

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