Picknick am Schlagfluß. Gedichte. (2005)
Horstmanns Gedichte spannen einen weiten Bogen. Sie heben an bei den Göttern, die die Ursuppe satt haben und denen stattdessen nur noch Protoplasma auf die „abspeisungstafel von welt“ kommt. Von hier aus wandert der distanzierende Blick weiter, vorbei an den Mammut-Schlächtern des Pleistozäns, bis hin zu der sich am Fett der Hochzivilisation mästenden Moderne, in der man reihum an- und aufstößt.
Picknick am Schlagfluß. Gedichte. Igel Verlag: Oldenburg 2005.
Pressestimmen
Der Gedichtband „Picknick am Schlagfluß“ spannt einen weiten Bogen. Die reimlosen Langzeilen heben an bei den Göttern, die die Ursuppe satt haben und denen stattdessen nur noch Protoplasma auf die „abspeisungstafel von welt“ kommt. Von hier aus wandert der distanzierende Blick Horstmanns weiter, bis zu der sich am Fett der Hochzivilisation labenden Moderne, in der man reihum an- und aufstößt. Auch sich selbst macht der Autor zum Thema. Anlässlich einer „Intellektuellenmast“ erlebt sich sein lyrisches Ich als widerborstig. Die Überschrift verrät aber, dass der Ausgegrenzte sich trotzdem sauwohl fühlt: „Schwein gehabt“.
Frank Müller: Kleist-Preisträger Horstmann beendet Schriftstellerdasein. Das Allerletzte – Gedichtzyklus „Picknick am Schlagfluss“. In: Neue Marburger Zeitung, 22.6.2005.
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Nach dreißig Jahren, so erklärte Horstmann während eines Vortrags in München, in denen er seinem Brotberuf die Zeit gestohlen und sich mit seinem heimlichen Laster vergnügt habe „wie der Quartalssäufer mit dem Flachmann“, strecke er die Waffen. (…) Vor dem endgültigen Ausnüchtern, dem kalten Entzug, dem Heulen und Zähneklappern aber hat die retardierende Logik des Verlagswesens ein letztes, ein allerletztes Rückzugsgefecht anberaumt. „Picknick am Schlagfluß“ steht auf dem Umschlag des unscheinbaren Bändchens. Es zeigt den ausgemusterten Literaten kurz vor der Sperrstunde, am Vorabend seines taktischen Rückzugs in das Reich der Untaten. Die reimlosen Langzeilen spannen einen weiten Bogen. Sie heben an bei den Göttern, die die Ursuppe satt haben und denen stattdessen nur noch Protoplasma auf die „abspeisungstafel von welt“ kommt. Von hier aus wandert der distanzierende Blick Horstmanns weiter, vorbei an den Mammut-Schlächtern des Pleistozäns, bis hin zu der sich am Fett der Hochzivilisation labenden Moderne, in der man reihum an- und aufstößt. Ob Fernsehen, SMS oder Höhensonne – wo früher Kulturkritik dräute, hat Horstmann kurz vor dem selbst verhängten Ende seiner literarischen Wehrpflicht allenfalls noch den befremdlichen, den aberwitzigen Dreh raus. Was bleibt, ist die halbherzige Rückkehr zum „Schweigen hinter dem Schweigen“, zum Nullpunkt der Geschichte, den schon der Debütant Horstmann zum Nabel der Welt erklärt hatte.
Frank Müller: Autor im Aus. Ulrich Horstmann kehrt dem Schriftstellerdasein den Rücken. In: literaturkritik.de, 7. Jahrgang, Nr. 7, Juli 2005, S. 111-112. Online-Veröffentlichung im Literatur-Archiv NRW