Göttinnen, leicht verderblich. Gedichte. (2000)

Wenn Nina unter Rotlicht rückfällig wird, die Universitätspräsidentin öffentlich ausliegt und der Musenanruf von einem Callgirl kommt, dann ist Horstmann in seinem frivolen Element. Zu allem leicht Verderblichen hat er den richtigen Draht. Ein Kunstgriff – und die Puppen tanzen.

Göttinnen, leicht verderblich. Gedichte. Igel Verlag, Oldenburg 2000.

 

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Nicht nur in seinen Prosatexten, auch in Versform lässt Ulrich Horstmann die Puppen tanzen. In einer Welt der Anzüglichkeiten, in der die Bordsteinschwalben auf- und niederfahren, die Grenzen zwischen Haar- und Sexfilmschnitt verschwimmen, die Videobox den Blick auf die weibliche res extensa nur gegen Bares frei gibt, erweist er sich als kundiger Führer. (…) Dass für diese (…) Momentaufnahmen wiederum fast ausschließlich die männliche Perspektive gerade steht, ist eine Sache, dass die Arretierung des Sinns dabei zum großen Teil auf Kosten des Lesers erfolgt, eine andere. Beim Lesen dieser Gedichte laufen die Motoren der eigenen Assoziationsmaschinerie so hochtourig, dass man sich beim Produzieren einschlägiger Vorstellungen förmlich zusehen kann. Weiblichkeit offenbart sich hier als überirdisch fremd und engelsgleich, als hinfällig und verdorben zugleich. (…) Wem Horstmanns obligatorische Biergedichte bis dahin nicht zu Kopf gestiegen sind, der blättert fasziniert weiter bis zum Schluss. „Zu allem leicht Verderblichen“, notiert der vom Autor eigenhändig verfasste Klappentext, habe er „den richtigen Draht“. Damit wird nicht zuletzt auch auf den eigenen Rückbau angespielt, den Horstmann, gepaart mit unstillbarem Lebenshunger, seit „Einfallstor“ (1998) beharrlich umkreist. Als leicht verderblich und erdenschwer erweist sich dabei nicht nur sein weibliches Gegenüber, sondern auch das eigene, zuvor im subjektleeren Raum der Postapokalypse verhallende und in „orbitale“ Distanz gebannte, jetzt aber wieder gewonnene Ich.

Frank Müller: Die Bleischwere in den Gliedern. Neue Gedichte von Ulrich Horstmann. In: literaturkritik.de, 2. Jahrgang, Nr. 6, 2000, S. 180-182. (Zu: „Göttinnen, leicht verderblich“)

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Max Lorenzen: Bedingungen nihilistischer Kreativität. Zwei neue Bücher von Ulrich Horstmann. In: philosophia-online.de (= Marburger Forum. Beiträge zur geistigen Situation der Gegenwart.), April 2001. Manuskript als PDF