Die Untröstlichen / Die stillen Brüter. Ein Melancholie-Lesebuch. (2011, 1992)
In diesem Lesebuch ist eine illustre Gesellschaft des „angeschwärzten Lebensgefühls“ versammelt, die den Facettenreichtum der melancholischen Geisteshaltung in der Neuzeit vor Augen führt. Wer ihre Texte liest, wird entdecken, daß Melancholie keineswegs die Dumpfheit des Trübsalblasens ist. Vielmehr ist sie jene mit Humor und ironischem Hintersinn gepaarte Distanz zur Welt, die uns dem Terror des Alleinseligmachenden und der Heilsbotschaften entzieht.
Ulrich Horstmann (Hrsg.): Die stillen Brüter. Ein Melancholie-Lesebuch. Junius Verlag, Hamburg, 1992.
Neuausgabe u. d. Titel „Die Untröstlichen. Ein Melancholie-Lesebuch.“ Darmstadt: Lambert Schneider, 2011.
Pressestimme
Zentrales Thema des zwischen den Fakultäten und Gattungsgrenzen sich tummelnden Wissenschaftlers und Schriftstellers Ulrich Horstmann ist die Melancholie. Diese häufig angeschwärzte Befindlichkeit rehabilitiert er seit Jahren in Büchern und Aufsätzen und preist sie als Voraussetzung illusionsloser Erkenntnis. In einem Lesebuch hat Horstmann jetzt zwanzig Kronzeugen vergangener und gegenwärtiger Melancholie-Erfahrung versammelt. Das historische Spektrum dieser Selbstzeugnisse reicht von Petrarca bis Cioran, von Lessing bis Grass, und sie alle reden nicht als Seelentröster und Gesundbeter, sondern als Betroffene, die sich über ihr melancholisches Naturell und den rechten Umgang damit Gedanken machen. So entsteht eine ausführliche Phänomenologie dieser definitorisch diffusen Befindlichkeit, der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen, der Unzahl ihrer Auslöser – und der Fruchtlosigkeit ihrer Heilungsversuche.
Holger Schlodder: Rezension „Die stillen Brüter“. Norddeutscher Rundfunk, 14.6.1992.