Patzer. Roman. (1990)
„Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm. Kalte Füße hat es auch. Das Männlein war ich.“ Malte Patzer bei herbstlichen Waldspaziergang mit Freundin Bérénice, die Start und Sinkflug eines Ahornblatts voraussagt, denn dieser dämliche Fetzen Kompost wird die Welt verändern. Mit dem Fall des Ahorns beginnt Patzers Fall von einem Alptraum in die nächste Katastrophe, immer hinein ins lustige Untergangsszenario, wo sich zum dicken Ende sowieso alle wiederfinden.
Patzer. Roman. Haffmans Verlag, Zürich 1990.
Pressestimmen
„Patzer“, das neue Buch von Ulrich Horstmann (…) trägt die Gattungsbezeichnung „Roman“. Im vorliegenden Fall ist das als diplomatische, wenngleich etwas verlegene Bezeichnung für ein munteres Geflecht ganz unterschiedlicher literarischer Anteile zu verstehen. Motive und Erzählmuster aus Märchen und Groteske, aus Science Fiction und Komödie lassen sich im Werk des gelernten Literaturtheoretikers unschwer ausmachen. Zu gelehrtem Patchwork ist es dennoch nicht gekommen. Die Geschichte verdankt dies dem wachen Wortsinn, dem Einfallsreichtum und dem genuinen Witz ihres Verfassers. Weniger „erzählt“ Horstmann dabei im Sinne psychologischer Entwicklung. Vielmehr konfrontiert er seinen notorisch überforderten Protagonisten und dessen bodenständige Mitstreiter mit den Segnungen einer im Sauerland „wie in Botswana“ längst schon nur den eigenen Gesetzen noch folgenden Technokratie. Mit Gespür für das sinnliche und idiomatische Detail ist daraus ein ironisches Divertimento geworden – hervorragend ausgependelt zwischen Genreparodie und Kultursatire, dicht und vergnüglich zu lesen. (…) Den erhobenen Zeigefinger aufs Reale, wo oft genug auch „die Wahrheit unter Quarantäne steht“, spart sich der Roman. Der Leser folgt dem Spuk so mutmaßend und entgeistert wie Patzer selbst, Horstmanns Held mit dem Ahornblatt vorm Kopf. Hätte dessen Höllenfahrt eine Botschaft nötig, so vielleicht diese.
JvH: Herbstmanöver. In: Westfälische Nachrichten, 20.10.1990.
Von einer Erzählfigur namens „Patzer“ kann man keine Heldentaten erwarten; aus Versehen hat er vielleicht seine Freundin umgebracht, kann sich freilich daran nicht erinnern, aber der Leser erfährt es letztlich auch nicht, weil der Autor es offenbar am allerwenigsten weiß, und obwohl das die ideale Voraussetzung gewesen wäre, diesen ersten Versuch eines Romans ungeschrieben zu lassen, hat es ihm leider niemand rechtzeitig gesagt.
Werner Fuld: Ein Patzer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.1990.
Kann man sich das vorstellen? Eine wilde Mischung von Elementen, Motiven und Versatzstücken aus Trivialliteratur, Abenteuer- und Agentenroman, Märchenfundus, Science-Fiction-Literatur und modernster Computer-Kriegsspiel-Welt? Das Ganze gebündelt zu einer verrückten Satire, die unter anderem zeitgenössisch-futuristisches High-Tech-Katastrophenmanagement im Visier hat? Man braucht es sich nicht vorzustellen – man kann den jüngsten Roman von Ulrich Horstmann lesen. Und atemlos mit dem „Helden“ Malte-Laurenz Patzer aus „Ostwestfalen“ von Katastrophe zu Katastrophe hecheln, mit ihm „Vernunftaussetzer“ und „schwarze Löcher“ teilen und immer wieder wegtreten: wie er nie wissend, was um zahlreicher Literaturgenres willen denn eigentlich wirklich gespielt wird.
rmb: Ulrich Horstmann: Patzer. In: Der kleine Bund, 11.5.1991.