Nachgedichte. Miniaturen aus der Menschenleere. (1985, 1980)

„Diese Miniaturen beschreiben eine Welt, in der der Mensch zum Fossil, zum Objekt unter Objekten geworden ist. Die äußerste denkbare Katastrophe ist vorüber – und mit ihr die Kontinuität menschlichen Leidens. Gegenüber einer ‚Nachgeschichte‘, die ihr Subjekt verloren hat, verstummt die Anthropozentrik eines menschentümelnden Humanismus. Nicht so eine ANTHROPOFUGALE Kunst.“

Nachgedichte. Miniaturen aus der Menschenleere. Verlag Homann & Wehr, Essen 1980.

Neuausgabe: Herodot, Göttingen 1985.

 

Pressestimmen

Wer Ulrich Horstmanns Gedichte ernstnimmt, der müßte Angst bekommen. Seine „Nachgedichte“ die er im Untertitel „Miniaturen aus der Menschenleere“ nennt, sind so geschrieben, als gäbe es uns nicht. Korrekter ist die Formulierung: als hätte es uns gegeben. Gedichte nach der Katastrophe, welche auch immer, Atom oder sonst etwas. Kein Mensch, der sie lesen könnte, und so hat es „den Büchern gründlich die Sprache verschlagen“. (…) Doch eigenartig: so beklemmend die Orte sind, von denen Horstmann schreibt, das Erschrecken will sich nicht einstellen. Vielleicht strapaziert der Autor die Phantasie seines Lesers zu sehr.

Thomas Rother: Ungelesene Gedichte. In: Westfälische Allgemeine Zeitung, 18.5.1981.

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Dies ist ein Lyrikband, der nicht unbeachtet blieben sollte, weil er sich und anderen nichts vormacht – nicht einmal als Menetekel! Diese „Nachgedichte“ sind exakte, im Bericht-Stil wie präzise Felszeichnungen wirkende „Miniaturen aus der Menschenleere“ – so der Untertitel –, die in guter Übereinstimmung bei aller Selbständigkeit die Grafiken von Egbert von der Mehr ergänzen. Der knapp über dreißigjährige Autor schreibt eine Bildungslyrik, die dennoch trotz allen Assoziationen, Fachbegriffen, aller Nüchternheit poetisch nicht nur verständlich ist, sondern ihre eigene nachwirkende Handschrift zeigt, angesiedelt (…) zwischen Gottfried Benn und Gerd Hoffmann. Form und Wort gehen gegen die Leere einen Bund ein. (…) Man nehme sich Zeit und Aufmerksamkeit für diese metallische Stimme aus der jungen Generation der „Denker“, die – immer noch – dichtet.

Inge Meidinger-Geise: Strandgut aus Sprache. In: Frankfurter Hefte, Heft 9, 1981.